Gesellschafter und Struktur
Die RTV ist zu 100 % in öffentlicher Hand: Alleiniger Gesellschafter ist der Rheingau-Taunus-Kreis. An der Spitze der Gesellschafterversammlung steht der Landrat des Kreises, der gleichzeitig ihr Vorsitzender ist.
Unterstützt wird er dabei von sieben weiteren Mitgliedern, die gemeinsam über wichtige Fragen und Entscheidungen zur Ausrichtung und Entwicklung der RTV beraten und abstimmen: Hansjörg Bathke, Matthias Hannes, Volker Mosler, Annette Reineke-Westphal, Rainer Scholl, Winfried Steinmacher.
Die Zusammensetzung der Gesellschafterversammlung ist an die Wahlperiode des Kreistags gekoppelt – mit jeder neuen Legislaturperiode kann sich also auch das Gremium verändern.
Zudem nimmt auch der Beteiligungsmanager des Kreises regelmäßig an den Sitzungen teil. Diese finden in der Regel drei- bis viermal pro Jahr statt – dann werden die Weichen für die Zukunft des Nahverkehrs im Kreis gestellt.
„Der ÖPNV ist und bleibt Chefsache“
Fünf Fragen an Landrat und Verkehrsdezernent Sandro Zehner
Herr Zehner, Sie haben den öffentlichen Nahverkehr im Rheingau-Taunus-Kreis zur Chefsache gemacht. Warum?
Weil Mobilität zentrale Daseinsvorsorge ist – insbesondere in einem Flächenlandkreis wie dem Rheingau-Taunus-Kreis. Der ÖPNV ist entscheidend dafür, dass alle Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können: in Schule, Beruf und Freizeit. Wer Verantwortung trägt, muss sich persönlich kümmern.
Deshalb habe ich als Landrat und Verkehrsdezernent das Thema bewusst selbst übernommen. Mit Arno Brandscheid, der seit Januar 2024 Geschäftsführer der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft (RTV) ist, haben wir einen ausgewiesenen Experten an der Spitze – mit langjähriger Erfahrung, kommunalpolitischem Gespür und klarer Umsetzungsstärke. Diese Kompetenzen sind gerade jetzt besonders gefragt, denn wir befinden uns in einer Phase der grundlegenden Transformation.
Die Mobilitätswende ist in aller Munde. Wo steht der Rheingau-Taunus-Kreis aktuell?
Wir sind mittendrin. Die Nachfrage nach flexiblen Mobilitätslösungen im ländlichen Raum nimmt stark zu: Allein im Jahr 2024 wurden unsere Bedarfsverkehre von knapp 200.000 Fahrgästen genutzt. Das entspricht einem Zuwachs von fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, hat der Kreistag des RTK einstimmig die Gründung der Rheingau-Taunus-Bedarfsverkehrs GmbH (RTB) beschlossen. Die RTB – eine 100-prozentige Tochter der RTK Holding – wird künftig als Generalauftragnehmerin für Bedarfsverkehre und den freigestellten Schülerverkehr fungieren.
Sie steht für passgenaue, kommunal verantwortete Mobilitätslösungen in der Fläche. Mit kleineren On-Demand-Bussen, die flexibel eingesetzt werden und mit einem normalen PKW-Führerschein samt Personenbeförderungsschein gefahren werden dürfen, reagieren wir nicht nur auf veränderte Anforderungen, sondern auch auf den zunehmenden Fachkräftemangel.
Kurz gesagt: Mit der RTB holen wir die Zukunft des ländlichen ÖPNV auf die Straße; bedarfsorientiert, effizient und bürgernah.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen?
Der Spagat zwischen steigenden Betriebskosten und begrenzten öffentlichen Mitteln ist eine große Herausforderung – zumal die Erwartungen an Qualität und Verfügbarkeit des ÖPNV gleichzeitig wachsen.
Hinzu kommt der demografisch bedingte Fachkräftemangel: Allein in Hessen könnten laut Branchenverbänden bis 2030 bis zu 8.000 Fahrerinnen und Fahrer altersbedingt aus dem Dienst ausscheiden.
Dieser Entwicklung treten wir mit gezielten Investitionen und dem konsequenten Ausbau unserer Infrastruktur entgegen. Ein wichtiger Meilenstein ist dabei die neue Landesfachklasse für Fachkräfte im Fahrbetrieb, die zum Schuljahr 2025/2026 an den Beruflichen Schulen Rheingau in Geisenheim startet.
Dass wir als einziger Standort in Hessen den Zuschlag erhalten haben, ist nicht zuletzt dem starken Engagement des Kreises als Schulträger und den umfangreichen Investitionen in moderne, zukunftsfähige Lernbedingungen zu verdanken.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Für einen Flächenlandkreis wie den unseren ist es eine erhebliche Herausforderung, einen zuverlässigen Schülerverkehr anzubieten, da die Schülerinnen und Schüler teils weite Wege zur Schule zurücklegen müssen – und das mit unterschiedlichen Anfangszeiten.
Dennoch haben wir es geschafft, den Schülerverkehr deutlich stabiler zu gestalten. Ein besonders wichtiger Aspekt dabei ist die individuelle Betreuung der Schulen durch die Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft.
Unter der Leitung von Geschäftsführer Arno Brandscheid bieten wir den Schulen die Möglichkeit, über einen speziellen Link direkt individuelle Termine mit ihm zu buchen. Das ist eine hervorragende Möglichkeit, um zu signalisieren, dass wir für die Schulen da sind und uns aktiv um die auftretenden Probleme kümmern. Diese direkte Kommunikation hat sich als sehr positiv erwiesen und wird von den Schulen gut angenommen.
Zudem zeigt eine aktuelle Untersuchung, dass 98 Prozent der Grundschülerinnen und -schüler ihre Schule ohne Umstieg erreichen. Bei den weiterführenden Schulen ist die Situation ähnlich.
Dies ist nicht nur ein Zeichen für die Effizienz unseres Schülerverkehrs, sondern auch für unser Engagement, 16.000 Schülerinnen und Schülern eine verlässliche und sichere Beförderung zu bieten und dabei stets die Qualität und den Service im Blick zu haben.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der RTV – und für die ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer?
Ich wünsche mir, dass die RTV weiterhin innovativ, flexibel und nah an den Menschen bleibt. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist das Projekt „Smart Traffic Management“, das wir mit Hilfe von Fördermitteln des Landes Hessen jetzt realisieren: Mit Sensoren ausgestattete Busse liefern künftig digital Echtzeitdaten zur Auslastung.
Damit schaffen wir mehr Transparenz, können flexibler auf Nachfrage reagieren und erhalten eine echte Grundlage für einen bedarfsgerechten, effizienten Nahverkehr im ländlichen Raum.
Wir machen wir den ÖPNV noch zugänglicher – und zeigen, dass wir als ländlicher Kreis zukunftsfähige Mobilität aktiv gestalten.
